Prinzenproklamation am 16.11.2013

| Session 13/14

Eine Demo der Linken bremst am Samstag Prinz Hendrik Grau kurzzeitig aus. Bürgerausschuss-Vorstand Rolf Schröder will gegen 12.30 Uhr zum Höhepunkt des Karnevalsauftakts gerade das Zepter an Grau überreichen, als die Polizei mit Blaulicht auf dem Prinzipalmarkt vorfährt.

Demo auf dem Prinzipalmarkt bremst den Prinzen aus

Eine Demo der Linken bremst am Samstag Prinz Hendrik Grau kurzzeitig aus. Bürgerausschuss-Vorstand Rolf Schröder will gegen 12.30 Uhr zum Höhepunkt des Karnevalsauftakts gerade das Zepter an Grau überreichen, als die Polizei mit Blaulicht auf dem Prinzipalmarkt vorfährt.Im Schlepptau des Streifenwagens rund 100 Demonstranten, die auf Plakaten und in Sprechchören angesichts der menschlichen Tragödien vor der Mittelmeerinsel Lampedusa eine solidarische Flüchtlingspolitik forderten. Moderator Detlev Simon reagiert souverän, unterbricht das laufende Bühnenprogramm zur Prinzenproklamation und bittet die rund 1000 Narren vor den Absperrgittern, eine Gasse für den Durchzug der Demonstranten zu bilden.Pfiffe aus dem PublikumAls einige Prinzgardisten und Karnevalsvorständler die Demo zeitgleich mit der Proklamation als „Unverschämtheit“ kritisieren und sogar Pfiffe aus dem Kappen tragenden Publikum zu hören sind, nimmt ihnen wenig später ausgerechnet der betroffene Prinz den Wind flugs aus den Segeln.Hendrik Grau: „Ich bin froh, in einer Stadt leben zu dürfen, in der so etwas möglich ist.“ Und Oberbürgermeister Markus Lewe legt wenig später noch nach. Das Stadtoberhaupt: „Karneval ist eben ein bisschen verrückt und in einer toleranten Stadt sollen sich alle auf unserem Prinzipalmarkt wohlfühlen. So eine Demo ist eine Bereicherung für Münster“.Ganz friedlichSo schnell, wie sie urplötzlich gekommen sind und den närrischen Fahrplan durcheinander gewirbelt haben, verschwinden die Demonstranten auch wieder ganz friedlich von der närrischen Bildfläche in Richtung Lamberti-Kirche.Haarscharf vorbei geht der etwas verfrühte Umzug mit nur einem Wagen am roten Teppich, den die Freudenthal-Karnevalisten über 44 Meter Kopfsteinpflaster zur Begrüßung ihres Prinzen in Münsters guter Stube ausgerollt haben.Prinz Hendrik verzichtet angesichts des trüben Himmels und der fühlbaren Kälte auf eine lange Rede. Spricht von einem „tollen Glücksgefühl, da oben stehen zu dürfen“.Lange SessionSeine Lieder stimmen ein auf eine lange Session, die bis in den März hinein dauern wird. Auch das Jugendprinzenpaar Sophia und Tom ist in Amt und Würden, im Auftaktprogramm gefallen Sängerin Marina Franke, die Tänzerinnen von Blau-Gelb ZiBoMo und die Emmerbachstrolche.

Quelle, Münstersche Zeitung, Helmut P. Etzkorn

 

Kommentar

Völlig daneben: Demonstrationszug zur Prinzen-Proklamation

Natürlich hat der Oberbürgermeister recht, wenn er betont, dass diese Vielfalt unser Münster ausmacht. Dass aber 300 Demonstranten aus dem linken Spektrum genau in dem Moment über den Prinzipalmarkt ziehen können, als der neue Stadtprinz dort proklamiert wird, ist völlig daneben und eine Fehlplanung der Polizei mit historischem Ausmaß.

Sie erst lieferte der Antirassistischen Initiative, die nach Worten ihrer Sprecherin nicht bewusst den Augenblick der Proklamation stören wollte, damit eine nie geahnte Plattform.

Über zwei Stunden feierten Münsters Karnevalisten den Sessionsauftakt vor dem Rathaus. In dieser Zeit – oder erst recht im Anschluss ab 13 Uhr – wäre genügend Zeit für den berechtigten Protestzug gewesen – aber nicht in dem Moment, als der Prinz gerade erst die Bühne betrat. Nur eine Stunde zuvor hatten Beamte den BMK kurzerhand darüber informiert, dass die Demonstranten über den Prinzipalmarkt ziehen werden. Das taten die Alternativen mit polizeilicher Begleitung und deren Genehmigung auch – just als der Prinz das Zepter überreicht bekam.

Nur der besonnenen Moderation von Detlev Simon und den weisen Worten von Hendrik I. ist es zu verdanken, dass die Situation nicht eskalierte, als vorweg ein Polizeiauto mit Blaulicht und dann die 300 Demonstranten durch die Reihen Hunderter Karnevalisten zogen.

Die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut – das Brauchtum allerdings auch. Münsters Prinz jedenfalls wurde mit Hilfe der Polizei der schönste Augenblick gestohlen.

Quelle: Westfälische Nachrichten, Ralf Repöhler

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