Musikalischer Prinzen-Schlachtruf
Bei dieser Krieg(s)-Erklärung saß jeder Ton. Noch hat Andreas III., Stadtprinz im Karneval zu Münster, die Herrschaft im Rathaus nicht übernommen.
Bei dieser Krieg(s)-Erklärung saß jeder Ton. Noch hat Andreas III., Stadtprinz im Karneval zu Münster, die Herrschaft im Rathaus nicht übernommen. Aber die musikalisch vorgetragene Drohung am Samstagmittag auf dem Lambertikirchplatz bei der Prinzenproklamation war mehr als deutlich. Da mag Bürgermeister Hans Varnhagen so viel Widerstand ankündigen - am Karnevalssonntag wird es kommen wie alle Jahre. Der Prinz, in dieser Session ausgestattet mit dem Respekt einflößenden Nachnamen „Krieg", wird die Schlüsselgewalt erringen. Bis dahin wird das närrische Oberhaupt noch Hunderte Male seinen musikalischen Tatendurst verheißenden Schlachtruf „Wenn nicht jetzt, wann dann?" text- und melodiesicher ausgestoßen haben. Im Lied des Prinzen geht es nicht um den Gewinn der Handballweltmeisterschaft, zu der die kölschen „Höhner" den Song herausbrachten, sondern um die Herrschaft im münsterischen Karneval. Dieser hatte am frostigen Samstag in der Innenstadt wesentliche Teile seines Personals zum närrischen Aufwärmtraining mit noch etwas zaghaften Schunkeleinlagen aufgeboten. Narren-kappen der münsterischen Karnevalsgesellschaften ragten scharenweise in den trüb-grauen Novemberhimmel, die kleinen Tanzmariechen der Garden bibberten vor Nervosität und Kälte ihrem Auftritt auf der Bühne entgegen. Dort wurde zuerst das Jugendprinzenpaar Candy I. Jellentrup und Marcel I. Waltersmann inthronisiert. Das ernannte Hans Varnhagen kess zum „Karnevals-bürgermeister". Ein will-kommener Titel – Varnhagen ist aktives Mitglied der KG Freudenthal und war vor Jahren „Prinzessinnenpapa" seiner Tochter, die ihn samt Enkelkind auf der Bühne unterstützte. Auch in der Familie des ehemaligen Stadtprinzen Hermann Limberg lebt die karnevalistische Tradition: Seine siebenjährige Enkeltochter Katharina legte als Mini-Mariechen einen artistisch-zirkusreifen Tanz auf die Bühne. Sagen wollte die umjubelte Kleine zum „närrischen Volk" lieber nichts. Sie tanzt, so wie der Prinz am liebsten singt: „Macht jetzt alle mit – Prinz Andreas ist der Hit!" Eine standesgemäße Karosse kutschierte ihn zur Proklamation. Der Pontiac aus dem Jahr 1929 ist sehr viel älter als der Prinz. „Aber warte", unkte Moderator Detlev Simon, „wer nach der Session älter aussieht."
Quelle WN 17.11.07