OB gibt sich dem Prinzen geschlagen

| Session 08/09

OB gibt sich dem Prinzen geschlagen.

 

„Alle Achtung": Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann zollte Prinz Michael II. gestern seinen Respekt. Der Stadtprinz sei der Erste, sagte der Noch-Hausherr, der in den letzten Jahren gemerkt habe, dass die Rathaustüren auch an diesem Tag nicht verschlossen sind. Prinz Michael II. stürmte zur Schlüsselübergabe im Laufschritt ins Rathaus, um die Schlüsselgewalt an sich zu reißen, nachdem er mit einem schicken Oldtimer-Cabriolet auf dem Prinzipalmarkt vorgefahren war.
Aber ganz so leicht wollte es ihm der noch amtierende Verwaltungschef Dr. Berthold Tillmann nicht machen. Der OB im schicken Frack hatte sich zwei OB-Kandidaten zur Verstärkung an seine Seite geholt und bot dem „Zahnklempner" beim Sturm aufs Rathaus Paroli. Tillmann präsentierte auf dem Sentenzbogen mit Wolfgang Heuer zur Linken „den roten Baron aus Roxel" und mit Markus Lewe zur Rechten den „Robin Hood aus Gremmendorf".
Prinz Michael II. blieb unbeeindruckt. Selbst Heuers Hinweis, dass auf dem Balkon des Rathauses nur Kassenpatienten stünden, konnte dem 52-Jährigen den Schlüssel-Zahn nicht ziehen. Markus Lewe versuchte es mit einem Reim. „Alles Zaudern hat keinen Zweck, Berthold ist bald weg", resignierte er angesichts der Übermacht der Prinzengarde.

Was aber wiederum Tillmann auf den Plan rief. Ihm ging alles viel zu schnell. Er habe sich zuvor beim Landesverfassungsgericht erkundigt und dabei erfahren, so der bald scheidende Hausherr, dass „diese Veranstaltung illegal ist". „Ihr seid viel zu früh dran", rief er Michael II. entgegen. „Geht schön in eure Praxis", forderte Tillmann den „bohrenden" Stadtprinzen auf. In drei Monaten könne er wieder im Rathaus anklopfen.

Tillmann forderte die „499 Narren" auf dem Prinzipalmarkt auf abzustimmen, wen sie lieber im Rathaus sehen möchten: den echten Karnevalsprinzen - oder die beiden Prinzen Markus oder Wolfgang? Das Helau der Narren war eindeutig. „Ich bin dann mal weg", gab sich Tillmann geschlagen. Mit Schokoküssen und einer Ernennungsurkunde zum Ehrenbärchen überredete zuvor das Stadtjugendprinzenpaar Chiara I. und Hermann I. den Hausherrn, die Schlüssel herauszurücken.

Während Tillmann zum letzten Mal um die Schlüsselgewalt im Rathaus ringen musste, schunkelten sich derweil die Narren vor dem münsterischen Rathaus warm.

Quelle WN 23.02.09

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