Schlüsselübergabe 2023

| Session 22/23

Den Oberbürgermeister komplett auf dem falschen Fuß erwischt, einen neuen und zugleich altbekannten Musiker mit Liedern für die Ewigkeit mitgebracht: Prinz Mario I. hat das Rathaus im Sturm genommen und den Münsteranern dabei etwas präsentieren lassen, das bleiben wird.

Beim traditionellen Rathaussturm, bei dem Seiner Tollität Dutzende Garden und Karnevalsgesellschaften den Rücken stärkten, blieb Oberbürgermeister Markus Lewe trotz eindringlicher verbaler Gegenwehr letztlich nichts anderes übrig, als Mario I. den Schlüssel des Rathauses für die kommenden närrischen Tage zu überlassen.

Lewe hat in seiner nun fast 14-jährigen Amtszeit schon einiges erlebt. Er wehrte Grüne und Sozialdemokraten, die versuchten ihm seinen Platz an der Verwaltungsspitze streitig zu machen, in der Vergangenheit erfolgreich ab. Doch am Sonntag blieb dem Oberbürgermeister nichts anderes übrig als klein beizugeben, denn Prinz Mario I. hatte die lange, weil zweijährige Vorbereitungszeit auf seinen Rathaussturm genutzt, um einen ebenso jecken, wie karnevalistisch-teuflischen Plan auszuhecken. Ohne Lewes Kenntnis hatte Mario I. bei seinem Einmarsch auf den Prinzipalmarkt kurzerhand Lewes Frau Maria mit an seine Seite geholt.

Prinz geht zur Belagerung über

„Gib mir meine Maria wieder“, rief Lewe, wie er später einräumte, von dem Plan der Jecken tatsächlich überrascht, dem Prinz vom Rathausbalkon entgegen. Doch des Prinzen Gegenforderung nach dem Rathausschlüssel wollte Lewe sich zunächst nicht beugen.

Nach einem Wortgefecht ließ Mario die karnevalistischen Muskeln spielen und ging zu einer längeren Belagerung über. Seelenruhig sang er auf der Bühne vor dem Rathaus erst ein Lied und stimmte unter anderem mit der Zeile „wir sind hier um zu feiern“ die Narren und Närrinnen auf die bevorstehende Machtübernahme ein. Just in diesem Moment zeigte sich am sonst grauen Himmel über Münster die Sonne. Auf dem Prinzipalmarkt wurde ebenso geschunkelt wie oben auf dem Rathausbalkon.

Lob vom geschlagenen Oberbürgermeister

Schließlich musste selbst Lewe einräumen, dass der Prinz es ganz vorzüglich verstanden hatte, nach „zwei Jahren Karnevalspause“ Stadt und Menschen wieder eine bunte Session zu bescheren. Mario I. sei, so Lewe, eine „tolle Tollität“. Der Prinz wiederum setzte nun zum Finale an, er habe schon die Bezirksregierung kläglich versagen sehen und selbst den Schlüssel der Feuerwache 1 habe er bekommen, sagte Mario I., nicht ohne jeck hinzuzufügen: „Dabei wollte ich den gar nicht haben.“

Nun aber sei eben das Rathaus dran.

Schon vom Hubsteiger aus rief Maria Lewe ihrem Mann zu: „Markus, hol den Schlüssel.“ Spätestens da war klar, was folgen musste. Der Oberbürgermeister nahm seine der Höhe mutig trotzenden Frau auf dem Balkon in die Arme, Augenblicke später präsentierte Mario I. stolz den Schlüssel sowie zusätzlich eine von Lewe überreichte silberne Gabel in Anlehnung an des Prinzen Profession. Mit den Worten: „Ich muss mich geschlagen geben. Geht verantwortungsvoll damit um“, ließ Lewe den Prinzen gewähren.

Musikalische Höhepunkt von Max von Mauritz

Neben der Schlüsselübergabe an den Prinzen sowie das Jugendprinzenpaar gab es übrigens noch einen weiteren Höhepunkt auf dem Prinzipalmarkt. Im Programm war schon vorher der Auftritt eines gewissen „Max von Mauritz“ vermerkt. Wie sich herausstellte, sollte das ein Auftritt sein, der wohl noch lange wortwörtlich nachhallen wird. Denn hinter dem Namen verbarg sich niemand Geringeres als der münsterische Musiker Richard Alexander Jung, eigentlich besser bekannt als Dr. Ring-Ding.

Der hatte in den vergangenen Monaten mit Helge Nieswandt, Präsident des Bürgerausschuss Münsterscher Karneval (BMK), ausgeheckt, dass Münster endlich auch mal ein paar aktuelle, stadttypische Lieder gebrauchen könne. Und tatsächlich, Max von Mauritz, ein Name entstanden unter anderem aus dem Stadtviertel, in dem Jung seit über 20 Jahren lebt, hielt Wort. Mit „Wenn Du aus Münster bist“ und „Die Jungs von Monasteria“ gab er zwei mit weiteren Musikern eigens komponierte Songs zum Besten, die ob ihrer Qualität wohl fester Bestandteil des hiesigen Karnevals bleiben werden. Das sei aber nur der Anfang, wie der Musiker später hinter der Bühne gestand. Es sei ein ganzes Album geplant – und Max von Mauritz solle den zukünftigen Sessionen erhalten bleiben.

https://www.wn.de/muenster/tolle-tollitat-sturmt-das-rathaus-2709459

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