Rosenmontagsumzug 11.02.2013

| Session 12/13

Trotz Sonnenschein war es offenbar gestern vielen Narren in Münsters Innenstadt einfach zu kalt: Weniger als 70.000 Besucher kamen zum Rosenmontagszug. Selbst am Ludgerikreisel und auf der Salzstraße gab es enorme Lücken in den Zuschauerreihen, nur auf dem Prinzipalmarkt war es wieder rappelvoll.

Kälte bremst Narren aus

MÜNSTER Trotz Sonnenschein war es offenbar gestern vielen Narren in Münsters Innenstadt einfach zu kalt: Weniger als 70.000 Besucher kamen zum Rosenmontagszug. Selbst am Ludgerikreisel und auf der Salzstraße gab es enorme Lücken in den Zuschauerreihen, nur auf dem Prinzipalmarkt war es wieder rappelvoll.

Der wichtigste Tag im Jahr eines echten Karnevalisten begann für den ohnehin stark erkälteten Bürgerausschusschef Rolf Jungenblut denkbar schlecht. Eine Polizeistreife hatte ausgerechnet den Trecker vom Bürgerausschuss-Damenwagen auf der Hinfahrt zum Schlossplatz aus dem Verkehr gezogen, weil die Zugmaschine keine Zulassung hatte.

Jungenblut besorgte im letzten Moment noch „rote Nummernschilder“ von einem Autohaus und erlöste seine als Hexen verkleideten Damen, die sich schon auf einen vier Kilometer langen Marsch als unfreiwillige Fußgruppe eingestellt hatten.

Start mit Verspätung

Mit fünfminütiger Verspätung konnte der Umzug dann doch noch halbwegs pünktlich um 12.15 Uhr starten und so mancher Jeck in der Wagen-Warteschlange bekam kalte Füße, bis es endlich losging.

Der letzte Wagen mit dem Prinzen rollte kurz nach 14 Uhr an, da stand die Spitze mit dem Bürgerausschuss-Kommandomobil schon in der City bei der Bratwurst-Pause vor dem Stadthaus 1. Und Jungenbluts Zwischenfazit fiel etwas bescheiden aus: „So wenig Menschen haben schon lange nicht mehr am Zugweg gestanden. Die Kälte hält wohl viele ab.“ Entsprechend voll waren noch die Bonbon-Kartons an Bord und Zugkommandant Gerd Meier bekam per Handy weitere Hiobsbotschaften.

Hinterteil abgebrochen

Auf dem Prinzipalmarkt war am Motivwagen der holländischen Nachtuulkes das überdimensionale Hinterteil abgebrochen. Zum Glück wurde niemand verletzt und die reparaturfixen Holländer hatten ihr Gefährt nach 20 Minuten wieder flott. Pech hatten wenig später die Freudenthal-Karnevalisten.

Ein Trecker gab an der Ludgeristraße seinen Geist auf, der Wagen wurde am Straßenrand abgestellt und es dauerte, bis die Kamelle umgeladen waren. Mit der Folge, dass zwischen Freudenthal und Stadtwache eine Lücke von einem Kilometer klaffte und viele schon dachten, der Prinz als abschließendes Highlight sei gar nicht mehr dabei.

Lokale Themen

Lokale Themen wurden von den Wagenbauern mehr oder minder fantasievoll umgesetzt. Bei den Bösen Geistern sah man am Wagen eine Flughafen-Landebahn als Baustelle und die Paohlbürger thematisierten ähnlich wie die Narrenzunft Aasee das Problem des leeren Stadtsäckels.

Platz eins der Bürgeraussschuss-Wagenjury ging an einer freie Gruppe. Die „Hiltruper Jungs“ siegten mit dem Eiszeit-Wagen vor den Gievenbeckern mit ihrer „Augsburger Puppenkiste“.

Tolle Fußgruppen

Toll waren die niederländischen Fußgruppen, den Vogel schossen die Grösmeeierkes mit ihren Fallschirmläufern und Motorseglern als „Fliegende Holländer ab“. Die Jury darf keine niederländischen Beiträge werten und setzte die Hiltruper „Teufelskühe“ auf Platz ein.

Dahinter die NZA-Fußtruppe, die auf Plakaten gegen eine Kürzung des Karnevalszuschusses demonstrierten. Polizei und Hilfsorganisationen bilanzierten übrigens ein recht ruhiges Einsatzgeschehen. Zugkommandant Meier: „Trotz kleiner Pannen ist der Umzug ein Erfolg für den münsterschen Karneval.“

Quelle: Münstersche Zeitung, Helmut Etzkorn

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Närrischer Sturzflug über Münster

Münster - Es sollen weniger Jecken gewesen sein als letztes Jahr. Aber wer zählt die Narren wirklich? Wichtig ist doch nur die Stimmung beim Rosenmontagszug in Münster. Und die war einfach bombig. Hohn und närrischen Spott gab‘s für FMO, Wowereit und Kanzlerin Merkel.

Der aufgeblasene Airbus auf dem Wagen der Bösen Geister steuert womöglich bald den FMO an. Denn nicht nur die Obergeister haben längst erkannt, dass es für den Neubau des Flughafens in Berlin „nur Spott und Hohn“ gibt. „Wowi, Platzeck, wie auch immer, fertig werdet ihr doch nimmer.“ Und auf dem Wagen der KG Freudenthal setzt Berlins Regierender Bürgermeister bereits zum Sturzflug an. „Keiner fliegt so weit wie Wowereit“, heißt es da.

Münster feierte gestern bei herrlichem Sonnenschein eine traumhafte Rosenmontagssause, auch wenn sich deutlich weniger Narren als sonst – nach Polizeiangaben rund 70 000 – den Zug anschauten. Der Bürgerausschuss Münsterscher Karneval (BMK) registrierte weniger betrunkene Jugendliche an der vier Kilometer langen Strecke als in den Vorjahren. Präsident Rolf Jungenblut lobte die Polizeiarbeit. „Die Beamten haben sich sehr gut an der Zugstrecke verteilt.“

Exakt um 12.11 Uhr starteten 79 Wagen, 26 Fußgruppen, elf Spielmannszüge und eine Stelzenläuferin auf dem Schlossplatz. Gerade noch pünktlich schafften es die Närrischen Weiber – die Polizei hatte ihren Wagen wegen fehlender Nummernschilder auf der Hammer Straße gestoppt. Gleich mehrere Gesellschaften griffen das teure Tanken auf. Bei den Lustigen Westfalen kostet der Liter 150,65 Euro, beim „Donnerstags-Stammtisch“ aus Hiltrup sind für 50 Liter 199,50 Euro zu berappen. Deshalb wird der rote Ferrari auch von einem Kamel gezogen, – „wird das Benzin auch noch so teuer, setzen wir auf Wiederkäuer“. Als die Witten Müse vor 55 Jahren gegründet wurden, kostete ein Liter 55 Pfennig. Das Benzinkarussell auf ihrem Wagen spuckte am Abend 1,78 Euro aus.

Angesichts steigender Kosten kämpfen die Narren um den städtischen Zuschuss für Rosenmontag (22 400 Euro). Die Paohlbürger orakeln schon: „Stadtsäckel leer – kein Umzug mehr“. Die Narrenzunft Aasee schlägt vor, den Zug als Demonstration anzumelden. Das spart die Reinigungskosten, die der BMK heute berappen muss.

Doch auch der Stadt sind die Hände gebunden. Die Damengeister hatten sich als Pleitegeier verkleidet, die schon über dem Rathaus kreisen. Genauso wie über Europa, weiß die KG Groß-Mauritz. Sie sieht Deutschland als die Euro-Milchkuh. Die Sparda-Bank hatte eine riesige Merkel als Superfrau an Bord, während Griechen, Spanier und Italiener vom Euro weggekegelt wurden.

Lokalpolitische Themen waren rar gesät. Die KG Pängelanton spann die Straßenumbenennung weiter. Der neue Schlossplatz wird zu „Dem Hindenburg seine Frau ihr Platz“, die Salzstraße heißt dann Pfeffergasse, und der Ludgeriplatz wird zum Karnickel-Kreisel.

Thorsten I. erreichte mit seinem Prinzenwagen um 16.30 Uhr den Prinzipalmarkt und ließ dort rote Rosen regnen.

Quelle: Westfälische Nachrichten, Ralf Repöhler

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