Prinzenproklamation unter dem Eindruck des Terrors
Die unbeschwerte Freude, Kennzeichen einer jeder Prinzenproklamation zum Auftakt der närrischen Session, fehlte am Samstagmorgen auf der Prinzipalmarktbühne.
Die unbeschwerte Freude, Kennzeichen einer jeder Prinzenproklamation zum Auftakt der närrischen Session, fehlte am Samstagmorgen auf der Prinzipalmarktbühne. Trotzdem: Die Karnevalisten zogen die Veranstaltung durch - als „klares Zeichen des Zusammenhalts".
„Wir sind in den Gedanken bei den Opfern und müssen Flagge zeigen gegen den Terrorismus“ meinte Bürgerausschuss-Vize Helge Nieswandt, der die Karnevalsauftaktveranstaltung vor dem Rathaus angesichts der vielen Opfer bei den Pariser Terroranschlägen mit einer Schweigeminute eröffnete. Man wolle aber auch ein „klares Zeichen des Zusammenhalts setzen“, so Nieswandt weiter.
Prinz Bernard Homann, der sich so auf den Tag gefreut hatte und in einem offenen Horch-Oldtimer von 1938 vorfuhr, trug sich direkt nach seiner Inthronisierung in eine Kondolenzliste ein, die neben der Rathaustreppe ausgelegt war. „Wenn wir die Veranstaltung hier und heute absagen, spielen wir denen in die Hände, die unsere Werte zerstören wollen. Dazu zählt auch die Brauchtumspflege“, so Homann.
Trotzdem könne man nicht einfach zur Tagesordnung gehen, meinte der Prinz Karneval und beschränkte sich auf einen kurzen Liedbeitrag. Oberbürgermeister Markus Lewe hatte nach eigenen Angaben „lange überlegt“, ob er überhaupt zwölf Stunden nach den verheerenden Anschlägen auf eine karnevalistische Bühne mitten in der Stadt gehen dürfe. „Aber wir lassen uns die Freiheit nicht kaputtmachen und sollten Zeichen gegen den Terror setzen“, so Lewe.
Auch das Stadtjugendprinzenpaar änderte die lang vorbereitete Rede. Leon und Jule seien „in Gedanken bei den Opfern“. Tanz, Gesang und Präsentation fielen insgesamt dezenter aus, auch wenn man ganz bewusst nicht alles abgesagt hat. Viele Passanten und besonders die Abordnungen der 30 münsterischen Gesellschaften, die mit Fahnen und Kostümen erschienen waren, begrüßten die Entscheidung des Bürgerausschusses, die in einer eilig einberufenen Nachtsitzung des Präsidiums getroffen wurde. Viele andere waren allerdings auch überrascht und zeigten sich verständnislos, wie man kurz nach den Anschlägen „einfach so auf der Bühne fröhlich weiterfeiern könne“.